In der aktuellen Aktion Buch des Monats möchten wir ihnen Monat für Monat, das unserer Meinung nach interessanteste, in diesem Monat erschienene Buch, anbieten.

Immer mit einem kurzen Kommentar von Wolfgang oder Susanne Röll


2018


Mai


  Ein kleines Wunder würde reichen (Joelson, Penny)

Jemma kennt ein schreckliches Geheimnis: In ihrer Nachbarschaft ist ein Mord passiert, und sie weiß, wer es getan hat.

Denn die Leute erzählen ihr Dinge, weil Jemma nichts weitersagen kann. Sie ist vollständig gelähmt und kann sich weder bewegen noch sprechen. Aber Jemma entgeht nichts.

Als sie mit dem furchtbaren Geheimnis konfrontiert wird, ist sie völlig hilflos. Jemma weiß, dass ihr nur ein kleines Wunder helfen kann. Und sie ist fest entschlossen, alles für dieses Wunder zu tun.

Susannes Meinung:

Ein berührender, leichter Thriller mit einem wunderschönen Cover, wie ich finde, kann ich euch als Buch des Monats Mai ans Herz legen.

Unsere Protagonistin Jemma ist mir von Beginn ab direkt sympathisch und ich konnte sie am Ende des Buches nur schwer gehen lassen.
Ich habe so mit ihr mitgefühlt, da man als Leser einen sehr intensiven Einblick in ihre Gedankenwelt bekommt.

Ich denke, dass man nach diesem Buch einen ganz anderen Blick auf Menschen wie Jemma hat und vielleicht wird es ja wirklich irgendwann dieses Wunder geben...


April


  Die Geschichte des Wassers (Lunde, Maja)

Norwegen, 2017. Die fast 70-jährige Umweltaktivistin Signe begibt sich auf eine riskante Reise: Mit einem Segelboot versucht sie die französische Küste zu erreichen. An Bord eine Fracht, die das Schicksal des blauen Planeten verändern kann.

Frankreich, 2041. Eine große Dürre zwingt die Menschen Südeuropas zur Flucht in den Norden, es ist längst nicht genug Trinkwasser für alle da. Doch bei dem jungen Vater David und seiner Tochter Lou keimt Hoffnung auf, als sie in einem vertrockneten Garten ein uraltes Segelboot entdecken. Signes Segelboot.

Virtuos verknüpft Maja Lunde das Leben und Lieben der Menschen mit dem, woraus alles Leben gemacht ist: dem Wasser. Ihr neuer Roman ist eine Feier des Wassers in seiner elementaren Kraft und ergreifende Warnung vor seiner Endlichkeit.

Susannes Meinung:

Maja Lunde möchte mit ihrem Klima-Quartett die Leser zum Nachdenken anregen, um die Umwelt und die selbstverständlichen Gegebenheiten mehr zu respektieren.

In dem zweiten Teil geht es nicht nur um das Element Wasser, sondern viel mehr darum, wie es die Menschen verbindet. Denn alles Leben ist aus Wasser gemacht.

Die Autorin greift aktuelle Themen auf und verbindet sie mit alltäglichen Situationen. Nach meiner Meinung ein Muss für jeden Naturverbundenen, der sich der eventuellen Geschehnisse in naher Zukunft bewusst werden möchte.

Gerne verweise ich auch auf den Vorgänger „Die Geschichte der Bienen“, der ebenfalls bei uns in der Bücherei zu finden ist.


März


  Kühn hat Ärger  (Weiler, Jan)

Die Sonne geht auf, es regnet, oder es schneit. Aber im Grunde startet jeder neue Tag mit derselben Chance. So sieht Martin Kühn es jedenfalls, an guten Tagen.
In letzter Zeit allerdings hatte er eher selten gute Tage, seine Frau Susanne benimmt sich seltsam, und er selbst ist dabei, einen amourösen Fehltritt zu begehen.
Auch der heutige Tag beginnt wechselhaft, denn Kühn soll mit seinem Kollegen Steierer den Mörder eines jungen Mannes finden. Die Ermittlungen führen ihn, den einfachen Polizisten und Berufspendler, in die Welt der Reichen und Wohltätigen.
Diese neue Erfahrung setzt ihm doch mehr zu, als Kühn es sich eingestehen will.
Und während er auf der Terrasse der Verdächtigen selbstgemachte Limonade kostet, sucht Kühn die Antwort darauf, ob es überhaupt einen Ort gibt, an dem er in diesem Leben richtig ist.


Susannes Meinung:

Jan Weiler war für mich bisher immer ein Autor von sehr amüsanten Büchern. Dieses Buch hat mich aber eines besseren belehrt und mir durch Weilers anderen Schreibstil tolle Lesestunden bereitet.
In der Geschichte um den Kommissar Kühn werden sehr viele aktuelle Themen angesprochen. Besonders interessant fand ich die Unterschiede zwischen arm & reich und wie der Fremdenhass gegenüber Flüchtlingen & Ausländern dargestellt wird.
Das Buch ist wirklich sehr beeindruckend und regt den Leser stark zum Nachdenken über die aktuelle Situation an.

Februar


  Everless  (Holland, Sara)

Stell dir vor, du lebst in einer Welt, in der Zeit das kostbarste Gut ist. In der die Reichen von der Zeit der Armen leben und dein eigener Vater seine Lebenszeit opfert, um dich zu retten.

Stell dir vor, du musst der Familie dienen, die dein Leben zerstört hat.
Stell dir vor, dass dein eigenes Herz dich belügt – und im Geheimen den Mann liebt, den du am allermeisten fürchtest.

Stell dir vor, du bist der Schlüssel, denn die Zeit gehorcht dir.
Und dein Schicksal entscheidet sich genau jetzt!

Eine fesselnde und einzigartige Geschichte über Liebe, Verrat und die Macht der Zeit.


Susannes Meinung:

Die Protagonistin Jules ist ein starkes Mädchen, das sich in einer nicht ganz so einfachen Welt durchzuschlagen versucht.
In Crofton, der Stadt rund um das Schloss Everless, geht es nur um das Zahlungsmittel „Bluteisen“. Die dortige Währung ist verbunden mit Lebenszeit, da die Münzen aus Blut geprägt werden.
Everless ist ein Jugendbuch, das an das Leben im Mittelalter angelehnt ist.
Das Buch bringt, mit seinem eher langsamen Voranschreiten, eine ganz besondere, teils fiktive, Geschichte mit sich.
Viel Spaß beim Träumen auf Everless.


Januar


  Unter der Drachenwand  (Geiger, Arno)

Veit Kolbe verbringt ein paar Monate am Mondsee, unter der Drachenwand, und trifft hier zwei junge Frauen.
Doch Veit ist Soldat auf Urlaub, in Russland verwundet. Was Margot und Margarete mit ihm teilen, ist seine Hoffnung, dass irgendwann wieder das Leben beginnt.
Es ist 1944, der Weltkrieg verloren, doch wie lang dauert er noch?

Arno Geiger erzählt von Veits Alpträumen, vom "Brasilianer", der von der Rückkehr nach Rio de Janeiro träumt, von der seltsamen Normalität in diesem Dorf in Österreich - und von der Liebe.
Ein herausragender Roman über den einzelnen Menschen und die Macht der Geschichte, über das Persönlichste und den Krieg, über die Toten und die Überlebenden.


Wolfgangs Meinung:

Ein beeindruckendes Buch, erzählt aus der Sicht des Soldaten Veit.
Schwer verwundet liegt er im Lazarett und beschließt sich zur Genesung an den Mondsee unter der Drachenwand zurückzuziehen, wo sein Onkel Dienststellenleiter war.
Als sich Veit in die Darmstädterin Margot, die mit ihrem neugeborenen Kind im Zimmer nebenan wohnt, verliebt, merkt er, dass auch das trostlose Dasein im Krieg noch etwas Schönes verborgen hält.
Dieser sehr gut geschriebene, authentische Roman, bietet einen toller Einblick in die damalige Zeit.


2017


Dezember

  Die Wolkenfrauen  (Cramer, Doris)

Freiheit verweht wie Sand, doch die tausend Farben der Wüste bleiben ...
Deutschland, 1942. Eine junge Frau träumt von einer Zukunft mit ihrer großen Liebe, doch nach einer unvergesslichen Nacht wird er nach Nordafrika versetzt, bevor sie heiraten können.
1988: Im Nachlass ihrer gerade verstorbenen Mutter entdeckt die dreiundzwanzigjährige Doro Zeichnungen der marokkanischen Wüste und ein Amulett. Daraufhin reist sie nach Marokko, um mehr über ihre Mutter zu erfahren, die immer sehr verschlossen war. In Agadir trifft sie Ingrid, ihre ehemalige Dozentin und Leiterin einer Hilfsorganisation, die das Amulett sofort erkennt: Es ist ein seltenes Exemplar der Fatima-Hand, eines bei Muslimen verehrten Schutzsymbols. Einige Tage später wird Doro Zeugin einer brutalen Verhaftung. Kurz darauf begegnet sie dem Gefangenen erneut - er heißt Amir und trägt das gleiche Amulett ...

Wolfgangs Meinung:
Eine recht temporeiche, spannende Erzählung über einen ungelöster Konflikt, Krieg und Abenteuer, aber ebenso die Geschichte zweier Liebender aus Kulturen, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Das Buch bietet ein facettenreiches Geschehen, in dem man Marokko von verschiedenen Seiten kennen lernt.

Ein Zitat aus dem Buch:
„ Das Glück ist eine Oase, die nur träumende Kamele erreichen können „


November

  Leere Herzen  (Zeh, Juli)

Sie sind desillusioniert und pragmatisch, und wohl gerade deshalb haben sie sich ‎erfolgreich in der Gesellschaft eingerichtet: Britta Söldner und ihr Geschäftspartner Babak Hamwi. Sie haben sich damit abgefunden, wie die Welt beschaffen ist, und wollen nicht länger verantwortlich sein für das, was schief läuft. Stattdessen haben sie gemeinsam eine kleine Firma aufgezogen, "Die Brücke", die sie beide reich gemacht hat. Was genau hinter der "Brücke" steckt, weiß glücklicherweise niemand so genau. Denn hinter der Fassade ihrer unscheinbaren Büroräume betreiben Britta und Babak ein lukratives Geschäft mit dem Tod.

Als die "Brücke " unliebsame Konkurrenz zu bekommen droht, setzt Britta alles daran, die unbekannten Trittbrettfahrer auszuschalten. Doch sie hat ihre Gegner unterschätzt. Bald sind nicht nur Brittas und Babaks Firma, sondern auch beider Leben in Gefahr...

"Leere Herzen" ist ein provokanter, packender und brandaktueller Politthriller aus einem Deutschland der nahen Zukunft. Es ist ein Lehrstück über die Grundlagen und die Gefährdungen der Demokratie. Und es ist zugleich ein verstörender‎ Psychothriller über eine Generation, die im Herzen leer und ohne Glauben und Überzeugungen ist.

Wolfgangs Meinung:

Britta führt mit Babak eine Heilpraxis für Suizidgefährdete. Doch "Die Brücke" vermittelt unter dem Deckmantel der Psychotherapie Selbstmordattentäter an politisch aktive Organisationen.
Das Buch liest sich nicht gerade leicht, mir fehlt teilweise die Spannung. Auch finde ich die Charaktere wenig überzeugend.


Oktober

  Kleine große Schritte  (Picoult, Jodi)

Ruth Jefferson ist eine äußerst erfahrene Säuglingsschwester.
Doch als sie ein Neugeborenes versorgen will, wird ihr das von der Klinikleitung untersagt. Die Eltern wollen nicht, dass eine Afroamerikanerin ihren Sohn berührt.
Als sie eines Tages allein auf der Station ist und das Kind eine schwere Krise erleidet, gerät Ruth in ein moralisches Dilemma: Darf sie sich der Anweisung widersetzen und dem Jungen helfen?
Als sie sich dazu entschließt, ihrem Gewissen zu folgen, kommt jede Hilfe zu spät.
Ruth wird angeklagt, schuld an seinem Tod zu sein. Es folgt ein nervenaufreibendes Verfahren.

Wolfgangs Meinung:

Es überraschte und erschütterte mich zu lesen, dass Schwarze in den USA immer noch in vielen Dingen des täglichen Lebens diskriminiert und ausgegrenzt werden. Schlicht und einfach nur, weil sie eine andere Hautfarbe haben.
Jodi Picoult beschreibt die Geschehnisse und die Gefühlslagen, wie fast immer in ihren Romanen, aus der Sicht der jeweiligen Hauptpersonen. Ein- und Ansichten von Ruth, ihrer Anwältin Kennedy und Turk, dem Vater des Jungen werden packend und eindringlich geschildert.
Die Spannung durchzieht den Roman bis zum Schluss.


September

  Marlenes Geheimnis  (Riebe, Brigitte)

Marlene hat die Vertreibung aus der Heimat nach dem Krieg längst hinter sich gelassen.
Vor mehr als siebzig Jahren begann sie mit ihrer Mutter Eva am Bodensee ein neues Leben. Eine florierende Schnapsbrennerei, die die Früchte der Region verarbeitet, ist ihr ganzer Stolz.
Erst als ihre Nichte Nane kurz nach Evas Beerdigung die Aufzeichnungen der Großmutter liest, bricht die Vergangenheit ohne Vorwarnung herein.
Und ein lang gehütetes Geheimnis kommt zutage.

Wolfgangs Meinung:

Eine Familiengeschichte die fesselt, den Leser begeistert und ihn einfach nicht mehr loslässt. Man fragt sich, wie viel Leid und Strapazen ein Mensch ertragen kann.
Die Geschichte wir in zwei Zeitebenen erzählt und extreme Wendungen, gerade zum Finale hin, wissen durchaus zu überraschen und zu verwirren.
Der locker, leichte Schreibstil beschreibt sehr anschaulich, sodass der Leser stets das Gefühl hat, selbst mit vor Ort zu sein.
Eine absolutes Lesehighlight in diesem Jahr.


August

  Die Stadt des Zaren  (Martina Sahler)

Zar Peter setzt im Mai 1703 an der Newa den ersten Spatenstich.

Er will eine Stadt nach westlichem Vorbild bauen: Sankt Petersburg. Ein monumentales Vorhaben, das Aufstiegschancen und Abenteuer verheißt.

Aus allen Himmelsrichtungen reisen die Menschen an: Graf Fjodor mit seiner intriganten Frau und ihrer Tochter, die sich nach dem Wunsch der Eltern mit dem Zaren verloben soll. Ein italienischer Architekt, der seine Geliebte in Florenz zurücklässt und von der Vergangenheit eingeholt wird. Der deutsche Arzt Dr. Albrecht mit seinen Töchtern. Während die Jüngere mit einem holländischen Tischlergesellen abenteuerlustig durch die Sumpflandschaft streift, verliert die Ältere ihr Herz an einen Mann, der zum Mörder wird. Langsam wächst eine Stadt heran.

Wolfgangs Meinung:

Lesenswerte Mischung aus Liebesgeschichte, Historie und Spannung.

Die Verflechtung von historischen und erfundenen Personen ist sehr gut und spannend gelungen. Dabei werden auch die Schwierigkeiten der Anfangszeit und der Mut der Menschen, die dort freiwillig hingingen, um etwas aufzubauen, vermittelt.

Das Zusammenleben zwischen Russen, Deutschen, Holländern und den schwedischen Kriegsgefangenen, sowie die sich anbahnenden zwischenmenschlichen Beziehungen werden eindringlich geschildert.



Juli

  American War  (Omar El Akkad)

'American War' - das Buch der Stunde. 'Ein gewaltiger Roman', schreibt die renommierteste Literaturkritikerin der USA, Michiko Kakutani.
Ein Roman über den nächsten amerikanischen Bürgerkrieg und das dramatische Schicksal einer Familie.
Was wird sein, wenn die erschütternde Realität der Gegenwart - Drohnenangriffe, Folter, Selbstmordattentate und die Folgen von Umweltkatastrophen - mit aller Gewalt in die USA zurückkehrt?
Vor diesem Hintergrund entfaltet Omar El Akkad mit großer erzählerischer Kraft den dramatischen Kampf der jungen Sarat Chestnut, die beschließt, mit allen Mitteln für das Überleben zu kämpfen.
'American War' ist in den USA ein literarisches Ereignis, das schon jetzt mit Cormac McCarthy 'Die Straße' und Philip Roth 'Verschwörung gegen Amerika' verglichen wird.

Wolfgangs Meinung:

Amerika im zweiten Bürgerkrieg, die Weltmacht liegt nun bei den arabischen Staaten und China.
Eine düstere Zukunft, gerade für Amerika. Ein Buch das bewegt, schockiert und mich am Ende fesseln konnte, aber trotzdem Potential verschenkt.

Juni

  Love & Gelato  (Welch Jenna Evans)

Das Land von Gelato und Amore!
Doch Lina ist nicht in Urlaubsstimmung. Sie ist nur in die Toskana gereist, um ihrer Mutter den letzten Wunsch zu erfüllen.
Aber dann findet sie das alte Tagebuch ihrer Mom, das von deren Zeit in Italien erzählt. Plötzlich erschließt sich Lina eine Welt aus romantischen Kunstwerken, magischen Konditoreien - und heimlichen Affären.
Dabei stößt sie auf eine tragische Liebesgeschichte und ein Geheimnis, das nicht nur ihr Leben verändern wird.

Susannes Meinung:

Für den Monat Juni darf ich euch ein spannendes Jugendbuch vorstellen.

Nach dem Tod ihrer Mutter wird Lina über den Sommer nach Italien geschickt, doch hätte sie wahrscheinlich nicht gedacht, was sie dort alles über ihre Mutter und ihre Vergangenheit erfährt.

Diesen wunderschöner Liebesroman von Jenna Evans mit dem Flair von Florenz, Schmetterlingen im Bauch und auf der Suche nach den Spuren ihrer verstorbenen Mutter kann ich euch nur ans Herz legen.

Ich hoffe dass er euch gefällt.


Mai

  Der englische Botaniker  (Nicole C. Vosseler)

London, 1843:
Sie nannten ihn das -Grüne Gold- Tee.
Und Robert Fortune, der englische Botaniker, soll ihn für die Horticultural Society aus China in die westliche Welt bringen.
Während zu Hause Frau und Sohn auf ihn warten, begibt sich der verschlossene Wissenschaftler auf eine gefährliche Reise ins Reich der Mitte.
Doch durch die Bekanntschaft mit dem Schwertmädchen Lian nimmt die Expedition eine verstörend sinnliche Wendung.
Die in Kampfkunst geschulte ebenso mutige wie fragile Rebellin lehrt ihn nicht nur Pflanzen und Tee zu kategorisieren.
Sie öffnet auch den Weg zu seinem Herzen.

Wolfgangs Meinung:

Keine Kleinigkeit so eine Forschungsreise nach China im Jahr 1843.
Allein die Schiffsreise hätte unseren Botaniker schon fast das Leben gekostet. Und auch das Leben und Reisen in China selbst ist nicht ungefährlich und sehr beschwerlich.
In leisen Worten, ist hier eine sanfte und ruhige Geschichte für entschleunigte Lesestunden entstanden.
Wer Erzählungen aus fernen Ländern und vergangenen Zeiten liebt, ist bei diesem Buch bestens aufgehoben.

April

  Die Dame mit dem blauen Koffer  (Valérie Perrin)

Französisch charmant und mit dem richtigen Gespür für Tragik, Komik und zauberhafte Figuren verknüpft Valérie Perrin die Geschichte einer großen Liebe während des Zweiten Weltkriegs mit dem tragischen Familiengeheimnis einer jungen Frau.
Ein berührender und warmherziger Roman über Erinnerungen und Familiengeheimnisse - generationenübergreifend erzählt durch die witzige und erfrischend junge Erzählerin Justine, die, seit sie sich erinnern kann, bei ihren Großeltern lebt.
Ihre Eltern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen.
Die quirlige und lebenshungrige Justine arbeitet als Altenpflegerin in einem Seniorenheim. Besonders rührend kümmert sie sich dabei um die 90jährige Hélène, die sich die meiste Zeit mit einem blauen Koffer am Strand, irgendwo im Süden Frankreichs, wähnt. Dort glaubt sie, von ihrem geliebten Mann Lucien erwartet zu werden.
Peu à peu erzählt sie der 21jährigen Justine die bewegende Geschichte ihrer großen Liebe, die während des Zweiten Weltkriegs nicht nur Verzweiflung und Verrat überdauern musste. Dadurch inspiriert begibt sich Justine schließlich selbst auf Spurensuche und kommt dem tragischen Geheimnis hinter dem Autounfall und Tod ihrer Eltern auf die Spur.

Wolfgangs Meinung:

Die Geschichte berührt von Anfang an, der Schreibstil der Autorin war für mich etwas besonderes und ungewöhnlich. Justine erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht und abwechselnd wird auch in die verschiedenen Vergangenheitebenen eingetaucht.
Die Emotionen, die dieses Buch mit sich bringt, verzaubern. Ein äußerst empfehlenswertes Buch.


März



  Madame Cléo und das große kleine Glück  (Tanja Wekwerth)

Einst war Madame Cléo ein erfolgreiches Pariser Mannequin, heute kann sie kaum noch ihre Altbauwohnung in Berlin bezahlen.
Daher vermietet sie ein Zimmer unter und findet in Adamo und seiner kleinen Tochter Mimi wahre Freunde. Doch die Vergangenheit lässt Madame Cléo, die Grande Dame mit Herz, nicht los. Ein großer, unerfüllter Traum erwacht zu neuem Leben, als Mimi eines Tages eine riesige Summe Geld findet.
Madame Cléo hat eine bezaubernde Idee und jede Menge Briefumschläge ...

Ein Roman, der den Duft des Glücks verströmt, von charmanter Sehnsucht und einer Prise Großstadt-Märchen.


Wolfgangs Meinung:

Ein modernes „Großstadt-MÄRCHEN“ mit enorm viel Tiefgang, viel Herz und ganz feinem Humor.
Ich habe es in einem Rutsch durchgelesen und es wird lange in Erinnerung bleiben.
Die Charaktere sind liebevoll gestaltet und sprühen einen Charme aus, dem man sich unmöglich entziehen kann.
Ein ideales Buch für Leser, die den Zauber in den kleinen Alltagsdingen noch erkennen können.


Februar
  Das Buch der Spiegel 
(Chirovici, E.O)

Als der Literaturagent Peter Katz ein Manuskript des Autors Richard Flynn erhält, ist er sofort fasziniert.
Flynn schreibt über die Ermordung des Professors Joseph Wieder in Princeton. Der Fall wurde nie aufgeklärt, und Katz vermutet, dass der unheilbar kranke Flynn den Mord gestehen oder den Täter enthüllen wird.
Doch Flynns Text endet abrupt. Als Katz den Autor kontaktieren will, ist dieser bereits verstorben. Besessen davon, das Ende der Geschichte zu erfahren, versucht Katz, Laura Baines ausfindig zu machen, die als Studentin auf undurchsichtige Weise mit Wieder verbunden war.
Doch je tiefer Katz in den Fall eindringt, desto mehr scheint er sich von der Lösung zu entfernen

Wolfgangs Meinung:
Als Buch des Monats Februar habe ich den Erstling des in England lebenden Rumänen E. O. Chirovici "Das Buch der Spiegel" ausgewählt.
Die Geschichte wird auf mehreren Ebenen erzählt und der Leser bekommt durch die unterschiedlichen Protagonisten andere Blickwinkel auf die Tat.
Letztendlich dreht es sich in diesem Thriller um die Frage wie verlässlich unsere Erinnerungen an unsere eigene Vergangenheit sind und wie viel davon wahr und wie viel Konstruktion ist.
"Das Buch der Spiegel" ist durchweg spannend und packend erzählt. Gut zu lesen, und ein Vergnügen für Leser, die Unerwartetes mögen.


Januar

  Der Korsar und das Mädchen 
(Büchle, Elisabeth)

South Carolina, 1814: Die 17-jährige Catherine ist ein Wildfang, der Reiten, Fechten und auf Bäume klettern mehr schätzt als hübsche Kleider und Teekränzchen. Kein Wunder, hat sie doch in Ermangelung eines männlichen Erben von Kindesbeinen an die Erziehung eines solchen erhalten.
Als sie und ihre Schwester Emily in den Wirren des 2. Britisch-Amerikanischen Krieges unfreiwillig auf einer Kriegskorvette landen, gibt sie sich erfolgreich als Schiffsjunge aus.
Lennart Montiniere, der attraktive Lieutenant Commander der "Silver Eagle", findet den ungewöhnlichen jungen "Cato" gleichermaßen interessant wie verdächtig - und für Catherine wird es immer schwieriger, ihre wahre Identität und ihre Gefühle für Lennart zu verbergen.
Als sie schließlich ihr Ziel in England erreicht, wo sie den Sohn eines Lords heiraten soll, überschlagen sich die Ereignisse

Wolfgangs Meinung:
Viel Dramatik, viel Spannung, ein bisschen Romantik gewürzt mit Humor.
All das beinhaltet dieses Buch für die Fans historischer Romane.
Aber es eignet sich ebenso für Leser, die sich bisher noch nicht mit historischen Romanen anfreunden konnten oder wollten.
Einfach mal reinlesen. Dieser Roman wird Euch gefallen.
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2016


Dezember

  Das Glück der fast perfekten Tage 
(Bocca, Fioly)

Wenn ein Augenblick dir zeigt, dass nichts im Leben Zufall ist …

Seit ihre Mutter an einem Tumor erkrankt ist, schreibt Anita ihr jeden Abend eine E-Mail. Darin erzählt sie von ihrem erfüllenden Job, von ihrer geplanten Hochzeit und den Kindern, die sie und ihr Verlobter bald haben werden.
Nichts davon ist wahr. In der Literaturagentur wird Anita ausgenutzt, ihre Beziehung macht sie schon lange nicht mehr glücklich. Aber sie will ihre todkranke Mutter nicht belasten.
Alles ändert sich, als Anita während einer Zugfahrt einem geheimnisvollen Mann begegnet. Ein Blick genügt, und Arun erkennt Anitas Traurigkeit und ihre Sorgen. Er macht ihr Mut, sich endlich mit Haut und Haaren auf das Leben einzulassen. Doch welches Geheimnis umgibt diesen Fremden, der so magisch in Anitas Leben gestolpert ist? Und wird es Anita mit seiner Hilfe gelingen, das Leben zu führen, das ihre Mutter sich immer für sie gewünscht hat?

Wolfgangs Meinung
Ein bezaubernder Debütroman von Fioly Bocca. In Italien auf Anhieb ein Bestseller.
Ein schmales feines Büchlein voller Poesie über die Zufälle, die dem Leben eine neue Richtung geben.
Ein Buch für Frauen die Märchen und Geschichten über die Liebe schätzen.


November

  Trümmerkind 
(Borrmann Mechthild)

Der kleinen Hanno Dietz schlägt sich mit seiner Mutter im Hamburg der Nachkriegsjahre durch.

Steine klopfen, Altmetall suchen, Schwarzhandel - das ist sein Alltag.

Eines Tages entdeckt er in den Trümmern eine Tote – und etwas abseits einen etwa dreijährigen Jungen, der erstaunlich gut gekleidet ist.
Das Kind spricht kein Wort, Verwandte sind nicht auffindbar.
Und so wächst das Findelkind bei den Dietzens auf.

Jahre später kommt das einstige Trümmerkind durch Zufall einem Verbrechen auf die Spur, das auf fatale Weise mit seiner Familie verknüpft ist.

Wolfgangs Meinung
Spannung und historisches Zeitgeschehen miteinander zu verknüpfen, versteht Mechthild Borrmann, die zu meinen Lieblingsautoren gehört.
Die packende, emotionale Familiengeschichte kommt viel spannender daher als so mancher Krimi.
Geschickt folgt die Erzählung einem roten Faden, der die verschiedenen einzelnen Handlungsstränge miteinander verknüpft.
Ein genialer Roman, bei dem ich gerne auch auf das Buch „Der Geiger“ von Mechthild Borrmann verweise (In der Bücherei verfügbar).


Oktober

  Helix - Sie werden uns ersetzen 
(Marc Elsberg)

Der US-Außenminister stirbt bei einem Staatsbesuch in München.
Während der Obduktion wird auf seinem Herzen ein seltsames Zeichen gefunden - von Bakterien verursacht?

In Brasilien, Tansania und Indien entdecken Mitarbeiter eines internationalen Chemiekonzerns Nutzpflanzen und –tiere, die es eigentlich nicht geben kann.

Zur gleichen Zeit wenden sich Helen und Greg, ein Paar Ende dreißig, die auf natürlichem Weg keine Kinder zeugen können, an eine Kinderwunschklinik in Kalifornien. Der Arzt macht ihnen Hoffnung, erklärt sogar, er könne die genetischen Anlagen ihres Kindes deutlich verbessern. Er erzählt ihnen von einem – noch inoffiziellen – privaten Forschungsprogramm, das bereits an die hundert solcher »sonder begabter« Kinder hervorgebracht hat, und natürlich wollen Helen und Greg ihrem Kind die besten Voraussetzungen mitgeben, oder?

Doch dann verschwindet eines dieser Kinder, und alles deutet auf einen Zusammenhang mit sonderbaren Ereignissen hin – nicht nur in München, sondern überall auf der Welt.


Wolfgangs Meinung

Helix ist ein fiktiver Gentechnik Thriller, mit erschreckender Realitätsnähe. Alles scheint machbar – nichts unmöglich. Kinder denen Erwachsene nicht annähernd gewachsen sind. Ein spannender Roman, der aber an die beiden Vorgängerromane „Blackout“ und „Zero“ nicht ganz heranreicht.



September

  Cox oder der Lauf der Zeit 
(Christoph Ransmayr)

Ein farbenprächtiger Roman über einen maßlosen Kaiser von China und einen englischen Uhrmacher, über die Vergänglichkeit und das Geheimnis, dass nur das Erzählen über die Zeit triumphieren kann.

Der mächtigste Mann der Welt, Qiánlóng, Kaiser von China, lädt den englischen Automatenbauer und Uhrmacher Alister Cox an seinen Hof.
Der Meister aus London soll in der Verbotenen Stadt Uhren bauen, an denen die unterschiedlichen Geschwindigkeiten der Zeiten des Glücks, der Kindheit, der Liebe, auch von Krankheit und Sterben abzulesen sind.
Schließlich verlangt Qiánlóng, der gemäß einem seiner zahllosen Titel auch alleiniger Herr über die Zeit ist, eine Uhr zur Messung der Ewigkeit. Cox weiß, dass er diesen ungeheuerlichen Auftrag nicht erfüllen kann, aber verweigert er sich dem Willen des Gottkaisers, droht ihm der Tod. Also macht er sich an die Arbeit.

Wolfgangs Meinung:
Ein wundervoller, mit sehr viel Einfühlungsvermögen geschriebener Roman, der eigentlich ins Märchenregal gehört.
Das Buchthema „Zeit“ findet sich auf allen Handlungsebenen wieder, aber nicht nur im Bezug auf Uhren. Zeit ist immer individuell. In welcher Verfassung ist der Betrachter, in welcher Lebenssituation.
Tauchen sie ein die die faszinierende Welt des chinesischen Kaiserreiches , und vergessen sie die Zeit


August

  Vom Mann, der auszog, um den Frühling zu suchen 
(Clara Maria Bagus)

Traurig und einsam blickt der Mann auf die trübe Landschaft des nicht enden wollenden Winters.

Doch plötzlich setzt sich ein kleiner Vogel unverhofft auf den Ast eines kargen Baumes, der wie von Zauberhand unmittelbar anfängt zu blühen.
Kaum fliegt der Vogel davon, kehrt der Winter jedoch zurück.
Der Mann erkennt, wie sehr er sich nach der Wärme und Schönheit des Frühlings sehnt, und macht sich auf, den geheimnisvollen Vogel zu finden.

Auf seiner Reise erwarten ihn Abenteuer, und er begegnet Menschen, die ihn daran erinnern, was im Leben wirklich wichtig ist.

Wolfgangs Meinung:
Ein modernes, fantasievolles Märchen.
Das Buch fasziniert und berührt den Leser, vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit.
Perfekt für die herbstlichen, regnerischen Tage. Unbedingt lesen.


Juli

  Die vier Jahreszeiten des Sommers 
(Grégoire Delacourt )

Ein Sommer am Strand in Nordfrankreich: Sonne, Meer, Dünen und Bars.

Hier treffen vier Paare ganz unterschiedlichen Alters aufeinander:
zwei Teenager im Rausch der ersten Liebe, eine 35-Jährige auf der Suche nach einem neuen Glück, eine gelangweilte Hausfrau , die sich ins Abenteuer stürzt, und ein altes Ehepaar, das sich noch genauso liebt wie am ersten Tag.
All diese Menschen begegnen sich, ohne zu wissen, dass ihre Geschichten eng miteinander verwoben sind und ihre Schicksale sich gegenseitig beeinflussen.
Bis es während des Feuerwerks zum französischen Nationalfeiertag zu einem dramatischen Höhepunkt kommt.
Eine Hommage an die Liebe und an den Sommer geschrieben, die einmal mehr zeigt, dass die großen Gefühle ganz unabhängig von Alter und Lebensphase sind.

Wolfgangs Meinung:
Ein kleines Buch, das einem lange in Erinnerung bleibt.
In dieser leidenschaftlichen Erzählung geht es um nichts Geringeres als die Liebe von vier Paaren und ihre Geschichten, manchmal schmerzhafte und manchmal glückliche.
Mit sehr viel Herz und Gefühl geschrieben.
Ein empfehlenswertes Buch über die Liebe und den Sommer - Nicht nur für Frauen.


Juni

  Albert muss nach Hause 
(Hickam, Homer Hadley)

"Ich oder der Alligator!"
Keinen Tag länger will Homer Hickam der Ältere sein Badezimmer mit einem bissigen Reptil namens Albert teilen. Als der Bergwerksarbeiter seiner Frau ein Ultimatum stellt, muss Elsie lange überlegen. Schließlich ist ein Leben ohne Alligator doch sinnlos. Wie alles hier in Coalwood, West Virginia. Die ganze trostlose Stadt liegt unter einer schwarzen Staubschicht begraben. Und selbst vor ihrer Ehe hat die Große Depression keinen Halt gemacht. Trotzdem fällt Elsie die Entscheidung - unter einer Bedingung: Sie müssen Albert nach Hause bringen. Zurück nach Florida. In einem alten Buick. Mit Alligator auf dem Rücksitz


Mai

  Tagesanbruch 
(Treichel, Hans-Ulrich)

Eine Mutter hält ihren erwachsenen Sohn in den Armen. Er ist tot, wie sich bald herausstellt; sie hat ihn während der letzten Monate seiner Erkrankung gepflegt.
Bevor die alte Frau den Arzt ruft, beginnt sie mit dem Sohn ein letztes Gespräch, einen Monolog, der zur Bilanz und zur Erinnerung wird: an ein Leben an der Seite eines kriegsversehrten Mannes, an das gemeinsam geführte Textilgeschäft im Nachkriegsdeutschland, an das Glück, ein Klavier anzuschaffen, »etwas von Dauer«, schwarzglänzend und für den einzigen Sohn, den sie liebte und der doch immer ein Fremder für sie geblieben ist.
Denn seine Existenz verdankt sich womöglich einer traumatischen Gewalterfahrung, die sie zeitlebens bedrängt hat.

Wolfgangs Meinung:
Hans-Ulrich Treichels neuer Erzählungsband berührt mehr als so manch ein mehrere hundert Seiten starker Familienroman.
Er ist eine Darstellung eines einfachen und zugleich unglaublichen Lebens.



März

  Am Ende bleiben die Zedern 
(Jarawan, Pierre)

Samirs Eltern sind kurz vor dessen Geburt aus dem Libanon nach Deutschland geflohen. Als sein geliebter Vater spurlos verschwindet, ist Samir acht. Jetzt, zwanzig Jahre später, macht er sich auf in das Land der Zedern, um das Rätsel dieses Verschwindens zu lösen. Eine große Familiengeschichte, berührend, überraschend und meisterhaft verwoben mit dem dramatischen Schicksal des Nahen Ostens.
Dieses Land ist ein Mysterium, für jeden, der es liebt.", schrieb sein Vater Brahim in das Tagebuch, mit dessen Hilfe Samir seinen Spuren im Libanon folgt.
Neben den militärischen Verstrickungen seines Vaters muss Samir erkennen, dass dieser auch aus unpolitischen Gründen Deutschland verließ, um in seiner Heimat ein anderes Familienleben zu führen ... Mit "Am Ende bleiben die Zedern" legt der Münchener Schriftsteller und erfolgreiche Poetry-Slam-Künstler P. Jarawan (geboren 1985) ein glänzendes Romandebüt vor. Selbst Sohn eines Libanesen lässt seine klare und stilsichere Prosa die Erlebnisse einer vor dem Bürgerkrieg geflohenen Familie hautnah erspüren. Samirs Reise in den von Hisbollah und Syrern als Kriegsschauplatz missbrauchten Zedernstaat ist zugleich eine anschauliche Beschreibung der religiös-ethnischen Zerrissenheit im Nahen Osten.

Wolfgangs Meinung:

Eine unglaublich spannende Familiengeschichte, im Umfeld der Geschehnisse im Libanon während der letzten Jahrzehnte. Pierre Jarawans vermag es äußerst geschickt, Vergangenheit und Gegenwart miteinander zu verweben.
Am Anfang des Buches lernt man ausführlich den kleinen Samir kennen, dessen Eltern aus dem Libanon nach Deutschland geflohen sind und beobachtet sein Aufwachsen
Man lernt seine Vorlieben, seine Höhen und Tiefen kennen und leidet mit ihm, als sein Vater, der sein Ein und Alles war, plötzlich verschwindet.
Er verschließt sich immer mehr, hat kaum noch Freunde, verliert seinen Job und widmet sich der Suche nach seinem Vater
20 Jahre später: Trotz großer Bedenken - er hat das Land seiner Familie noch nie betreten - fliegt Samir in den Libanon und begibt sich auf die Reise in die Vergangenheit seiner Vorfahren und des Landes.
Dieses Buch ist großartig und eine ganz klare Leseempfehlung.
Und keine Sorge: Das Buch lässt sich sehr gut lesen, auch wenn man sich vorher noch nicht mit dem Libanon beschäftigt hat.


Februar

  Albertos verlorener Geburtstag 
(Diana Rosie)

Der 7-jährige Tino ist erschüttert, als er erfährt, dass sein geliebter Großvater Alberto nicht weiß, wann er geboren ist, und deshalb noch nie Geburtstag gefeiert hat.
Dabei ist das doch der eine, wundervolle Tag, der einem allein gehört und an dem man sich so sehr geliebt fühlt! Nur hat Alberto als Kind im spanischen Bürgerkrieg sein Gedächtnis verloren, und damit auch dieses besondere Datum.
Nie hat er nach Spuren seiner Vergangenheit gesucht, aber jetzt, am Ende seines Lebens, überredet Tino ihn zu einer Reise quer durch Spanien, zurück zu jenem Waisenhaus und den Menschen, die vielleicht mehr über Alberto wissen könnten als er selbst.

Wolfgangs Meinung:

Es freut mich, dass ich für euch diese Buchperle entdeckt habe.
Das Buch, eine wundervolle Parabel über das, was im Leben zählt, beschreibt Albertos Suche nach seinem Geburtstag.
Ihm ist das zuerst nicht wichtig, aber er möchte seinen Enkel vom Unfall des Vaters ablenken.
Abwechslungsreich wird in zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart, und in der Zeit zwischen Albertos Geburt und seinen ersten Erinnerungen an ein Waisenhaus.
Kapitel für Kapitel erschließt sich dem Leser das berührende Gesamtbild.
Insgesamt eine einfühlsame, mal heiter und mal traurige Reise durch Spanien und durch das Leben von Alberto.
Viel Spaß beim Lesen.


Januar

  Der Hut des Präsidenten 
(Antoine Laurain)

Die große Liebe finden, ein meisterhaftes Parfüm kreieren, der Chef des eigenen Chefs werden: Wer träumt nicht davon, seinem Leben eine neue Richtung zu geben? Und sind Träume nicht reine Kopfsache?

Als der Präsident seinen Hut in einer Brasserie vergisst, setzt sein Tischnachbar ihn auf - und schlagartig ändert sich dessen Leben. Doch der Hut wandert weiter von Kopf zu Kopf, um seine ganz besondere Wirkung zu entfalten. Ein Roman voller Charme und Überraschungen, über große Ziele und glückliche Wendungen - und was man dafür drauf haben muss.


Wolfgangs Meinung:

Ein ungewöhnliches Buch mit viel französischem Charme.

Die Geschichte spielt im Jahr 1986, François Mitterand ist aktuell Frankreichs Präsident und wird oft mit einem dunklen Filzhut gesehen.
Hut ist Dreh- und Angelpunkt der Handlung. Leichtfüßig erzählt der Autor wie der Hut seinen wechselnden Besitzern Glück und Lebensmut zurückgibt.
Man kann sich sehr gut jede Person hinein versetzen. Alles könnte durchaus im realen Leben geschehen.
Ein Buch für einen ruhigen Abend, gemütlich bei einem Gläschen Wein.



2015


Dezember

  Eisige Glut  (Sandra Brown)

Albträume und Schlaflosigkeit sind die ständigen Begleiter des Journalisten Dawson Scott.
Bis er von einem Fall erfährt, der zur Story seines Lebens werden könnte: Ein Mann soll einen grausamen Doppelmord an seiner Frau und deren Geliebten verübt haben.
Scott erhält einen entscheidenden Hinweis: Eines der Opfer, Jeremy Wesson, soll der Sohn eines Terroristenpaares sein, das nie gefasst wurde. Auf eigene Faust beginnt Scott zu ermitteln und versucht, über die attraktive Amelia Nolan, Jeremys Exfrau, an Informationen zu gelangen.
Was er schließlich aufdeckt, ist mehr als erschreckend


Wolfgangs Meinung:

Routinierter, überzeugender Thriller mit Liebesgeschichte im Gepäck.
Gemächlich steigt zu Beginn der Spannungsbogen. So hat man viel Zeit die Hauptpersonen kennenzulernen.
Das Buch entwickelt sich danach zu einem rasanten Thriller der durch seine geschickten Wendungen völlig unvorhersehbar ist.

Nicht nur für Sandra Brown Fans ein empfehlenswerter Thriller




November

  Der Glasmurmelsammler  (Cecelia Ahern)

Wie gut kennen wir die Menschen, die wir lieben? Der neue große Roman der einfühlsamen Erfolgsautorin Cecelia Ahern aus Irland. ›Der Glasmurmelsammler‹ ist eine berührende Vater-Tochter-Geschichte, in der sich in kleinen Glaskugeln große Träume und Gefühle spiegeln.
Als Fergus einen Schlaganfall hat, vergisst er fast alles aus seinem Leben. Da findet seine Tochter Sabrina seine Glasmurmel-Sammlung, von der er ihr nie etwas erzählt hat. In der Sammlung fehlen die wertvollsten Stücke, und Sabrina macht sich auf die Suche nach ihnen. Es stellt sich heraus, dass Fergus noch viel mehr Geheimnisse hatte, und alle scheinen mit den schillernden Kugeln verbunden zu sein. Doch wenn ihr Vater nicht der Mann ist, für den sie ihn gehalten hat – was bedeutet das für Sabrinas eigenes Leben


Wolfgangs Meinung:

Mit diesem Buch ist ein richtig schönes, warmherziges Buch für graue Wintertage auf dem Buchmarkt erschienen. Wie in vielen Büchern der Autorin, geht es auch hier um eine Familiengeschichte, die ein Geheimnis enthält.
Hier wird abwechselnd in der Ich-Perspektive die Sicht von Sabrina und ihres Vaters erzählt. Wird aus seiner Sicht geschildert, erfährt der Leser, wie Fergus aufwuchs. Nach und nach wird sein Doppelleben dem Leser sehr emotional nähergebracht.
Sabrinas Perspektive wirkt im direkten Kontrast dazu mehr kühl und rational.

Insgesamt eine unterhaltsame Geschichte über Geheimnisse, das Familienleben, und Erinnerungen.



Oktober

  Das Joshua-Profil (Sebastian Fitzek)

Der erfolglose Schriftsteller Max ist ein gesetzestreuer Bürger.
Anders als sein Bruder Cosmo, der in der Sicherheitsverwahrung einer psychiatrischen Anstalt sitzt, hat Max sich noch niemals im Leben etwas zuschulden kommen lassen.
Doch in wenigen Tagen wird er eines der entsetzlichsten Verbrechen begehen, zu denen ein Mensch überhaupt fähig ist. Nur, dass er heute noch nichts davon weiß ...
Im Gegensatz zu denen, die ihn töten wollen, bevor es zu spät ist.

Wolfgangs Meinung:

Wie immer spielt Fitzek auf psychologischer Ebene sowohl mit seinen Figuren als auch mit den Lesern und liefert mit Das Joshua-Profil wieder einen großartigen Psychothriller ab.
Das Buch behandelt zwei sehr aktuelle Themen.

"Predictive Policing" - Das Joshua-Programm. Es stellt die Frage nach dem Datenschutz noch einmal auf eine ganz andere Stufe. Ein Programm, das Verbrechen prognostizieren soll. Es kann anhand von Daten herausfinden, welcher Mensch in naher Zukunft was für eine Tat begehen wird.

Kindesmissbrauch und -misshandlung sowie Pflegefamilien.
Und dieser Themenbereich ist zuständig, dass man immer wieder zweifelt. Ist er doch nicht so unschuldig? Hat das Programm vielleicht doch recht und er wird tun, was er vorhergesagt hat? Und wenn ja, sollte er dann nicht tatsächlich aufgehalten werden, bevor es zu spät ist?

Ein wirklich beeindruckender Thriller – Nicht nur für Fitzek Fans wie mich.


September

  Der japanische Liebhaber  (Allende, Isabel)

»Es liegt an uns, ob die Liebe ewig währt.«

Für Irina ist der neue Job ein Glücksfall. Die junge Frau soll für die Millionärin Alma Belasco als Assistentin arbeiten. Mit einem Schlag ist sie nicht nur ihre Geldsorgen los, sondern gewinnt auch eine Freundin, wie sie noch keine hatte: extravagant, überbordend, mitreißend und an die achtzig. Doch bald spürt sie, dass Alma verwundet ist. Eine Wunde, die nur vergessen scheint, wenn eines der edlen Kuverts im Postfach liegt. Aber wer schreibt Woche um Woche diese Liebesbriefe? Und von wem stammen all die Blumen? Auch um sich von den eigenen Lebenssorgen abzulenken, folgt Irina den Spuren, und es beginnt eine abenteuerliche Reise bis weit in die Vergangenheit.
Isabel Allende erzählt von Freundschaft und der unentrinnbaren Kraft einer lebenslangen Liebe. Davon, wie Zeit und Zwänge über eine solche Liebe hinweggehen und sie verwandeln, in Verbundenheit, Wehmut und ein leises Staunen – darüber, schon so lange gemeinsam unterwegs zu sein.

Wolfgangs Meinung:

Familiengeschichte ist Isabel Allendes Spezialfach, und so umkreist auch ihr neuer Roman existentielle Fragen um Liebe, Leben und Tod. Doch ist hier vor allem der Lebensabend im Zentrum der Ereignisse. Sie betont die hoffnungsvollen, tröstlichen Aspekte des Älterwerdens.
Es ist die Geschichte einer verbotenen Liebe, die Verrat, Alter, zuletzt gar den Tod überwindet.
Durch geschickte Vor- und Rückgriffe erzeugt Allende eine faszinierende Spannung, die bis zum herzwärmenden Finale anhält.



August

  Bis ans Ende der Geschichte  (Picoult, Jodi)

Sage Singer ist eine junge Bäckerin. Sie hat ihre Mutter bei einem Autounfall verloren und fühlt sich schuldig, weil sie den Wagen gelenkt hat.
Um den Verlust zu verarbeiten, nimmt sie an einer Trauergruppe teil. Dort lernt sie den 90jährigen Josef Weber kennen. Trotz des großen Altersunterschieds haben Sage und Josef ein Gespür für die verdeckten Wunden des anderen, und es entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft.
Als Josef ihr eines Tages ein lang verschwiegenes, entsetzliches Geheimnis verrät, bittet er Sage um einen schwerwiegenden Gefallen. Wenn sie einwilligt, hat das allerdings nicht nur moralische, sondern auch gesetzliche Konsequenzen. Sage steht vor einem moralischen Dilemma: Denn wo befindet sich die Grenze zwischen Hilfe und einem Vergehen, Strafe und Gerechtigkeit, Vergebung und Gnade.

Wolfgangs Meinung:

Ein aufwühlender und sehr nachdenklich stimmender Roman.
Im Prinzip sind es 3 Geschichten in einer. Die Rahmengeschichte um Sage Singer, die ihrer Ansicht nach seit einem Autounfall, bei dem ihre Mutter starb, "entstellt" ist. Sie spielt in der Jetztzeit
Geschichte 2 ist die Geschichte von Minka, der Großmutter von Sage. Sie wächst in Lodz auf, wo langsam der Hass auf die Juden immer größer wird, bis zu ihrem Überleben und der Ankunft in Amerika.
Die Vergangenheit von Josef Weber, den Sage in ihrer Trauergruppe kennenlernt, bildet die 3. Erzählung.



Juli

  Emotion Caching  (Vullriede, Heike)

„Nichts bannt mich mehr, als der Schrei eines Menschen“
Die junge Kim und ihre drei Freunde spielen ein ungewöhnliches Spiel. Sie sammeln die Gefühle anderer Menschen. Bewaffnet mit der Kamera suchen sie nach dem großen Kick, und wenn der Zufall nicht mitspielt, helfen sie eben ein bisschen nach.
Dabei hofft Kim, die Gefühlskälte, die sie seit dem Verlust ihres Vaters plagt, beim Anblick aufgewühlter Menschen vertreiben zu können. Bald merkt sie: Die wirklich überwältigenden Gefühlsausbrüche liefern Angst, Entsetzen und Verzweiflung.
Was als harmloses Spiel beginnt, in dem Kim noch die Fäden in der Hand hält, nimmt immer bösere Züge an und entgleitet ihr mehr und mehr.

Wolfgangs Meinung:

Heike Vullriede hat mit EMOTION CACHING einen spannenden Roman vorgelegt, der den Leser zu fesseln vermag.
Dabei beginnen die Erzählungen meist harmlos und alltäglich, so dass die Abgründe umso intensiver wirken.
Der absolut realitätsnahe Thriller macht einem schnell klar, dass es so passieren kann, und vemutlich auch schon öfters so ähnlich passiert ist.

Dieser Thriller ist, denke ich, auch gut für Jugendliche ab 16 Jahren geeignet.



Juni

  Die Mitternachtsrose  (Riley Lucinda)

Innerlich aufgelöst kommt die amerikanische Schauspielerin Rebecca Bradley im englischen Dartmoor an, wo ein altes Herrenhaus als Kulisse für einen Film dient, der in den 1920er Jahren spielt. Vor ihrer Abreise hat die Nachricht von Rebeccas angeblicher Verlobung eine Hetzjagd der Medien auf die junge Frau ausgelöst, doch in der Abgeschiedenheit von Astbury Hall kommt Rebecca allmählich zur Ruhe. Als sie jedoch erkennt, dass sie Lady Violet, der Großmutter des Hausherrn, frappierend ähnlich sieht, ist ihre Neugier geweckt. Dann taucht Ari Malik auf: ein junger Inder, den das Vermächtnis seiner Urgroßmutter Anahita nach Astbury Hall geführt hat. Und gemeinsam kommen sie nicht nur Anahitas Geschichte auf die Spur, sondern auch dem dunklen Geheimnis, das wie ein Fluch über der Dynastie der Astburys zu liegen scheint.

Wolfgangs Meinung:

Die beste Familiengeschiche, die ich bisher gelesen habe. Sehr romantisch und unglaublich spannend bis zur letzten Seite.

Zwei Handlungsstränge in zwei Zeitebenen mit zwei weiblichen Hauptfiguren aus zwei verschiedenen Kulturen bestimmen das Geschehen in Lucinda Rileys neuem Roman. Man taucht ein in die pompöse Welt der Maharadschas in Indien und dem beeindruckenden Leben der Landadligen in England des angehenden 20. Jahrhunderts, sowie in die Welt des modernen Londons der heutigen Zeit.

Nicht nur für Freunde von Familiengeschichen und romantischen Erzählungen eine absolute Leseempfehlung.




Mai

  Die Widerspenstigkeit des Glücks  (Zevin, Gabrielle)

Amelia ist Verlagsvertreterin und lernt dabei die eigenwilligsten Buchhändler kennen. Genau so einer ist A. J. Fikry. In seinem Herzen haben nur turmhohe Bücherstapel Platz. Bis er einen ungebetenen Gast entdeckt: Eines Morgens sitzt die zweijährige Waise Maya in der Kinderbuchecke seiner Buchhandlung. Gegen seinen Willen nimmt sich A. J. des kleinen Mädchens an, das sein Leben kurzerhand auf den Kopf stellt. Und auch Amelia wird er nicht so schnell vergessen können.

Wolfgangs Meinung:

Ein Buch wie ein modernes Märchen.
Die Handlung ist schön, spannend und herzergreifend.

A.J. ist auf dem besten Weg, Alkoholiker zu werden. Seine Frau ist tot und er wäre es auch gerne. Da wird die zweijährige Maya in seinem Laden ausgesetzt. Schon nach einem gemeinsamen Wochenende ist ihm klar, dass er sie behalten will. Seine neue Aufgabe als Papa und die unumstößliche Liebe, die Maya ihm und den Büchern seines Buchlandens entgegenbringt, helfen ihm aus der Krise.

Viel Lesefreude mit diesem Buch



April


  Das Institut der letzten Wünsche  (Antonia Michaelis)

Die verträumte Mathilda arbeitet für eine Organisation, die sterbenden Menschen ihre letzten Wünsche erfüllt. Ein letztes Mal Schneeflocken spüren mitten im Hochsommer, Maria Callas live erleben oder in einem stillgelegten Vergnügungspark Riesenrad fahren – alles kein Problem, kleine Tricks inbegriffen. Das ändert sich, als Mathilda Birger begegnet. Denn er wünscht sich, vor seinem Tod noch einmal seine große Liebe Doreen und ihr gemeinsames Kind wiederzusehen. Mathilda soll sie für ihn suchen – nur will sie Doreen eigentlich gar nicht finden, denn sie hat sich auf den ersten Blick in Birger verliebt.

Wolfgangs Meinung:

Eine tragisch-schöne Liebe, erzählt in einer zauberhaften, bewegenden Geschichte über ein ernstes Thema.
Die Charaktere sind liebenswert gezeichnet und bestechen durch lustige Sprüche.

Vieleicht sind es wirklich die kleinen Dinge, die Menschen glücklich machen können.
Ich hoffe „Das Institut der letzten Wünsche“ bleibt noch lange in euren Herzen.




März

 
Nachruf auf den Mond  (Nathan Filer)

Der preigekrönte Bestseller aus Großbritannien.
»Ich werde Ihnen erzählen, was passiert ist, denn bei der Gelegenheit kann ich Ihnen meinen Bruder vorstellen. Er heißt Simon. Ich glaube, Sie werden ihn mögen. Wirklich. Doch in ein paar Seiten wird er tot sein. Danach war er nie mehr derselbe.«
Matthew Homes ist ein begnadeter Erzähler, und Patient der Psychiatrischen Klinik in Bristol. Um dort dem trostlosen Alltag zu entfliehen, schreibt er seine Geschichte auf – und die seines Bruders Simon, der im Alter von elf Jahren während des Campingurlaubs in Cornwall starb. Selbst nach zehn Jahren gibt sich Matthew immer noch die Schuld am Unfalltod seines Bruders. Doch eigentlich ist Simon für ihn gar nicht tot – und Matthew auch kein gewöhnlicher 19-Jähriger. Matthew leidet an Schizophrenie

Wolfgangs Meinung:

Nathan Filer ist ehemaliger Krankenpfleger der Psychiatrischen Klinik in Bristol und arbeitet heute als Schriftsteller, Dichter und Filmemacher. "Nachruf auf den Mond" ist sein erster Roman, für den er verschiedene Preise gewann: u.a. den renommierten Costa Book Award und den Betty Trask Prize für das beste Debüt.
Es ist die Geschichte des 19-jährigen Matthew Homes, Patient einer psychiatrischen Klinik in Bristol. Aus seiner Ich-Perspektive erzählt der Autor die Vergangenheit, die ihn in die Psychiatrie gebracht hat. Mittelpunkt ist Simon, Matthews älterer Bruder, der am Down-Syndrom litt, und dessen Gesicht ihn an den Mond erinnert.
Matthew richtet sich in seiner Erzählung immer wieder an den Leser und offenbart dabei einen großen Teil seiner Psyche. Hier ein typischer Auszug.
„Das ist mein Leben. Ich bin neunzehn Jahre alt, und das Einzige, worüber ich in meinem Leben frei bestimmen kann, ist diese Geschichte und wie ich sie erzähle. Allein schon deswegen will ich es nicht vermasseln. Es wäre nett von Ihnen, wenigstens zu versuchen, mir zu vertrauen.“
Ich empfehle euch ihm zu vertrauen – Ein sehr eindrucksvoller, unterhaltsamer, authentischer und berührender Debüt-Roman erwartet euch.




FEBRUAR


  Sommer unter schwarzen Flügeln  (Martin, Peer)

Ein Buch, das die Augen öffnet: verstörend, poetisch, engagiert.
Nuri kommt aus Syrien und lebt im Asylbewerberheim. Calvin wohnt nur wenige Häuser weiter und ist Mitglied einer rechten Jugendgang.
Als sie sich kennenlernen, erzählt Nuri ihm von ihrem Heimatdorf am Rand der Wüste und von dessen Schönheit. Doch dann kamen die Schwingen des Bösen und legten sich über das ganze Land. Je mehr Calvin über das Mädchen mit den dunklen Augen erfährt, desto mehr verliebt er sich in sie.
Calvin möchte seine Gang verlassen - doch so einfach entkommt er seinen alten Freunden nicht. Eine ergreifende Liebesgeschichte inmitten sozialer Konflikte, voller Poesie und Schönheit. Ein schmerzhaft ehrliches Gesellschaftsporträt mit einer "Romeo und Julia"-Geschichte eigener Art.


Wolfgangs Meinung:

Diemal habe ich ein anspruchsvolles Jugendbuch zum Buch des Monats ausgewählt.
Ein Jugendbuch, das auch Erwachsene lesen sollten. Martin hat hier ein brandaktuelles Thema bearbeitet: den Krieg in Syrien, der schon so viele Opfer gefordert und so viele Leben und Ortschaften zerstört hat. Viele Menschen fliehen und hoffen darauf, in anderen Ländern aufgenommen zu werden. Eine dieser Flüchtlinge ist Nuri.
Das Buch hat mich sehr berührt. Es ist das großartige Debüt eines Autors, von dem ich noch sehr viel erwarte.
Ich kann diese tief bewegende Geschichte über ein syrisches Flüchtlingsmädchen und seine Liebe zu einem deutschen Jungen aus der rechten Szene nur jedem Leser ans Herz legen




JANUAR

  Unterwerfung  (Houellebecq, Michel)

Genau am Tag der Veröffentlichung seines Romans "Unterwerfung" ereigneten sich die Terroranschläge in Paris: Michel Houellebecq beschreibt in seinem Roman die Machtübernahme eines muslimischen Präsidenten in Frankreich - und bietet damit vor allem eine herbe Abrechnung mit der heute herrschenden Klasse.

Die Handlung spielt im Jahr 2022 in Frankreich. Ein charismatischer muslimischer Politiker, Mohamed Ben Abbès, schart immer mehr Wähler um sich. Die sozialistische Partei geht ein Bündnis mit den Konservativen und Ben Abbès ein, um den Aufstieg des rechten Front National unter Marine Le Pen zu verhindern. Ben Abbès wird Staatspräsident, ändert die laizistische Verfassung, führt die Theokratie ein, die Scharia, das Patriarchat und die Polygamie.
Die Hauptperson François ist ein Literaturwissenschaftler Mitte Vierzig, Trinker und frühzeitig gealtert. Er hat über den Autor Joris-Karl Huysmans promoviert und publiziert und lehrt an einer Pariser Universität. Seine Beziehungen zu wesentlich jüngeren Frauen, meist Studentinnen, sind regelmäßig auf ein Jahr befristet, dann verlassen sie ihn mit der Erklärung, „jemanden getroffen“ zu haben. Trifft er sie später einmal wieder, stellt er regelmäßig fest, dass sie gealtert und vereinsamt sind. Als die Romanhandlung einsetzt, ist François gerade wieder Single, hat aber noch losen Kontakt zu seiner letzten Exfreundin. Diese teilt ihm allerdings mit, dass ihre Familie angesichts der Ereignisse in Frankreich nach Israel auswandern wird.

Wolfgangs Meinung:

Houellebecqs Phantasie der Islamisierung, die Verdrängung jener, die sich hilflos "Ureinwohner Europas" nennen.
Sicherlich eines von Michel Houellebecqs besten Büchern. Ein faszinierender Roman, der gelegentlich auch abstößt. Er wirft mit Satire und Ironie einen Blick auf Frankreichs Zustände. Und 'Unterwerfung' ist meiner Meinung nach kein rassistischer Roman, nicht frauenfeindlich und auch nicht islamophob. Der Roman beschreibt ebenso eine von Geld und Gier getriebenen Gesellschaft



2014




Dezember

  Kalter Kuss  (Brown Sandra)

In einer stürmischen Mainacht wird ein 16-jähriges Mädchen in Austin brutal ermordet.
Ein Mann wird verurteilt, doch seine Schuld konnte nie zweifelsfrei erwiesen werden.

18 Jahre später sorgt ein Roman über den Mordfall für Furore. Hinter dem Pseudonym der Autorin steckt Bellamy Lyston, die Schwester der damals Ermordeten.
Als ein windiger Journalist die Identität der Autorin lüftet, erhält Bellamy anonyme Drohungen, und sie weiß: Der wahre Mörder ihrer Schwester ist noch auf freiem Fuß und hat nun sie im Visier ...

Wolfgangs Meinung:

Ein mitreißender neuer Roman von Sandra Brown.
Da der Mord 18 Jahre zurückliegt, gibt es diesbezüglich wenig überraschende Wendungen, aber immer neue Aspekte und Erkenntnisse, diese Ereignisse betreffend.
Sie werfen immer wieder ein anderes Licht auf die Tatnacht und erhöhen die Spannung im Buch immer weiter.

Zugegeben, ich mag Sandra Browns Schreibstiel, der einen auch nach einem anstrengenden Tag, beim Lesen abspannen läßt, aber ich denke das dieser Thriller auch für Euch ein echter Lesegenuss sein kann.




November

  Das Wunder von Coldwater  (Albom Mitch)

Es ist ein Abend im Herbst, als bei Tess Rafferty in der kleinen Stadt Coldwater am Lake Michigan das Telefon klingelt.
Am anderen Ende der Leitung hört Tess die Stimme ihrer Mutter – und lässt vor Schreck den Hörer fallen. Ihre Mutter ist seit vier Jahren tot …
Und Tess bleibt nicht die einzige; auch andere Bewohner erhalten Anrufe von Verstorbenen. Schnell ist die Rede von einem Wunder, und Coldwater rückt in den Fokus der Medien.
Immer mehr Menschen glauben an die Anrufe aus dem Himmel. Nur einer nicht: der Pilot Sully Harding ist entschlossen zu beweisen, dass alles ein riesiger Schwindel ist.
Aber ist es das? Oder existiert das Wunder von Coldwater wirklich?

Wolfgangs Meinung:

Das Wunder von Coldwater ist eine kurzweilige, liebenswerte Geschichte.
Hier geht es um dramatische Familienschicksale, in der Mystik, Spannung und Intrigen nicht zu kurz kommen.
Und bis zum Schluß hält sich die Frage, ob „das Wunder von Coldwater“ wirklich Bestand hat.

Ich empfehle Euch das Buch gerne.




Oktober

  Passagier 23  (Fitzek Sebastian)

Jedes Jahr verschwinden auf hoher See rund 20 Menschen spurlos von Kreuzfahrtschiffen. Noch nie kam jemand zurück. Bis jetzt ...

Martin Schwartz, Polizeipsychologe, hat vor fünf Jahren Frau und Sohn verloren. Es geschah während eines Urlaubs auf dem Kreuzfahrtschiff „Sultan of the Seas“ – niemand konnte ihm sagen, was genau geschah. Martin ist seither ein psychisches Wrack und betäubt sich mit Himmelfahrtskommandos als verdeckter Ermittler.
Mitten in einem Einsatz bekommt er den Anruf einer seltsamen alten Dame, die sich als Thrillerautorin bezeichnet: Er müsse unbedingt an Bord der „Sultan“ kommen, es gebe Beweise dafür, was seiner Familie zugestoßen ist. Nie wieder wollte Martin den Fuß auf ein Schiff setzen – und doch folgt er dem Hinweis und erfährt, dass ein vor Wochen auf der „Sultan“ verschwundenes Mädchen wieder aufgetaucht ist. Mit dem Teddy seines Sohnes im Arm

Wolfgangs Meinung:

Das Buch ist im Gegensatz zu „NOAH“, im typischen Fitzek-Stil geschrieben mit vielen unvorhersehbaren Wendungen und einem tollen Spannungsbogen.
Hart und gefühllos zieht der Ermittler Martin Schwartz (kein einfacher Charakter) seine Pläne durch. Er hat im Leben alles verloren was ihm lieb war, und stürzt sich seitdem mit noch größerem Elan in die gefährlichen Missionen.

Dieses Buch ist ein absolutes MUSS für Thriller Fans




September

  Mr. Mercedes  (King Stephen)

Eine wirtschaftlich geplagte Großstadt im Mittleren Westen der USA. In den frühen Morgenstunden haben sich auf dem Parkplatz vor der Stadthalle Hunderte verzweifelte Arbeitsuchende eingefunden. Jeder will der Erste sein, wenn die Jobbörse ihre Tore öffnet.
Im Morgendunst blendet ein Autofahrer auf. Ohne Vorwarnung pflügt er mit einem gestohlenen Mercedes durch die wartende Menge, setzt zurück und nimmt erneut Anlauf. Es gibt viele Tote und Verletzte. Der Mörder entkommt. Noch Monate später quält den inzwischen pensionierten Detective Bill Hodges, dass er den Fall des Mercedes-Killers nicht aufklären konnte.
Auf einmal bekommt er Post von jemand, der sich selbst der Tat bezichtigt und ein noch diabolischeres Verbrechen ankündigt. Hodges erwacht aus seiner Rentnerlethargie. Im Verein mit ein paar merkwürdigen Verbündeten setzt er alles daran, den geisteskranken Killer zu stoppen. Aber der ist seinen Verfolgern immer einen Schritt voraus.

Wolfgangs Meinung:

Ich habe in frühen Jahren die Bücher von Stephen King, dem Meister des Horrors, verschlungen – Bis seine Bücher immer mehr in die Fantasie abdrifteten.
Wer die inhaltsangabe zu “Mr. Mercedes” durchliest, wird sich, wie ich, sicherlich kurz die Augen reiben: Von Horror keine Spur, alles deutet alles auf einen soliden, Thriller hin.
Und das ist er auch - spannend und atemberaubend. Und sollte es, wie beim Attentat, einmal blutig werden, wird es mit wenigen Sätzen abgehandelt. Hier zählen die spannenden Charaktere der doch tiefgehenden Geschichte.

Für Krimi und Thrillerfans unter unseren Lesern ein absolutes Muss !




August

  Ein Mann namens Oven  (Backman, Fredrik)

Ove ist der Nachbar aus der Hölle: Jeden Morgen macht er seine Kontrollrunde, schreibt Falschparker auf, räumt Fahrräder an ihren Platz und prüft die Mülltrennung. Aber hinter seinem Gegrummel verbergen sich ein großes Herz und eine berührende Geschichte. Seit Oves geliebte Frau Sonja gestorben ist und man ihn vorzeitig in Rente geschickt hat, sieht er keinen Sinn mehr und trifft praktische Vorbereitungen zum Sterben. Doch dann zieht im Reihenhaus nebenan eine junge Familie ein, die als Erstes mal Oves Briefkasten umnietet …
Eine Geschichte über Freundschaft, Liebe, das richtige Werkzeug und was sonst noch wirklich zählt im Leben.


Wolfgangs Meinung:

Ein Mann namens Ove ist ein ganz besonderes Buch. Ein wenig zum Weinen, immer zum Schmunzeln und hin und wieder auch ein heftiger Lacher
Humorvoll und gleichzeitig melancholisch hat der Schwede Fredrik Backman sein Erstlingswerk geschrieben
So wie auf dem Cover stelle ich mir Ove vor: Achtsamer Blick auf „seine“ Wohnsiedlung gerichtet und Ausschau haltend, ob sich auch jeder entsprechend den Vorschriften verhält. Genial fand ich seinen ungewollten Partner - die Katze.

Ich hatte viel Freude beim Lesen, für mich ist es das Buch des Jahres. Ich kann es nur weiterempfehlen.




Juli

  Ein ganzes Leben  (Seethaler, Robert)

Als Andreas Egger in das Tal kommt, in dem er sein Leben verbringen wird, ist er vier Jahre alt, ungefähr - so genau weiß das keiner. Er wächst zu einem gestandenen Hilfsknecht heran und schließt sich als junger Mann einem Arbeitstrupp an, der eine der ersten Bergbahnen baut und mit der Elektrizität auch das Licht und den Lärm in das Tal bringt. Dann kommt der Tag, an dem Egger zum ersten Mal vor Marie steht, der Liebe seines Lebens, die er jedoch wieder verlieren wird. Erst viele Jahre später, als Egger seinen letzten Weg antritt, ist sie noch einmal bei ihm. Und er, über den die Zeit längst hinweggegangen ist, blickt mit Staunen auf die Jahre, die hinter ihm liegen. Eine einfache und tief bewegende Geschichte.

Wolfgangs Meinung:

Sehr einfühlsame, ruhig erzählte Geschichte, über das Leben des Andreas Egger. Ein Roman, der den Leser mitnimmt in die Alpen des angehenden 20. Jahrhunderts, fernab von jeglichen Tourismusströmen.

Die Lebensgeschichte von Andreas Egger. Ein Blick auf einen wunderlichen und eigenbrötlerischen, aber immer bescheidenen und zufriedenen Mann.

"Er dachte langsam, sprach langsam und ging langsam, doch jeder Gedanke, jedes Wort und jeder Schritt hinterließen Spuren, und zwar genau da, wo solche Spuren seiner Meinung nach hingehörten."

Erstklassig erzählt und berührend, eine klare Leseempfehlung




Juni

  Zero - Sie wissen, was du tust  (
Marc Elsberg)

Wer sich im Netz bewegt, für den gibt es kein Entkommen
Sie wissen, WER wir sind, WO wir sind - und WAS wir als Nächstes tun werden!
London. Bei einer Verfolgungsjagd wird ein Junge erschossen. Sein Tod führt die Journalistin Cynthia Bonsant zu der gefeierten Internetplattform Freemee. Diese sammelt und analysiert Daten – und verspricht dadurch ihren Millionen Nutzern ein besseres Leben und mehr Erfolg. Nur einer warnt vor Freemee und vor der Macht, die der Online-Newcomer einigen wenigen verleihen könnte: ZERO, der meistgesuchte Online-Aktivist der Welt. Als Cynthia anfängt, genauer zu recherchieren, wird sie selbst zur Gejagten. Doch in einer Welt voller Kameras, Datenbrillen und Smartphones gibt es kein Entkommen …

Hochaktuell und bedrohlich: Der gläserne Mensch unter Kontrolle

Wolfgangs Meinung:

"Die digitale Welt ist längst die reale Welt."
Es ist das Buch zur aktuellen Debatte um Google und das Recht auf Vergessen.
Neue Technologien erleichtern das Leben und wir nutzen sie nur zu gerne. Aber was wenn sie uns unbemerkt kontrollieren ?

Das Buch - packend von Anfang an. Die technische Zusammenhänge sind geschickt auf das zum Verständnis notwendige gekürzt, so daß dieses Buch auch bestens für „Nicht Techniker“ geeignet ist.

Das Konstrukt das hier aufgebaut wird, ist mehr als beängstigend. Erstklassig!




Mai

  Solange du bei uns bist  (
Jodi Picoul)

Edward Warren hat keinen Kontakt mehr zu seiner Familie, seit er wegen eines heftigen Streits nach Thailand ausgewandert ist.
Eine schreckliche Nachricht führt ihn zurück in die USA: Sein Vater liegt nach einem Unfall im Koma, die Chancen auf Genesung sind minimal. Während seine Schwester Cara auf ein Wunder hofft, will Edward den Vater sterben lassen und seine Organe spenden.

Wird er von Nächstenliebe oder von Rachegedanken angetrieben?
Und wie weit wird Cara gehen, um das Leben ihres Vaters zu erhalten?
 

Wolfgangs Meinung:

Jodi Picoult schreibt sehr sensibel, die Sichtweise variierend.

Auch in ihrem neuen Buch hat sie sich einem schwierigen Thema gewidmet.
Als Leser fragt man sich unweigerlich, wie man selbst in einer solchen Situation handeln würde. Dadurch, dass man sich mit jedem Ich-Erzähler gut identifizieren kann und jede Position verstehen kann, ist es ein ständiges Auf und Ab, ein Hin und Her.

Ein berührender Roman, der den Leser sehr nachdenklich zurücklässt